Pilotprojekt Wildbienen fördern im Marchfeld

Projekthintergrund

Im Regionsverband Marchfeld sind 23 Gemeinden des Bezirks Gänserndorf in Niederösterreich zusammengeschlossen. Im Osten wird das Marchfeld von der March begrenzt, im Süden von der Donau und im Westen von Wien.

Das Marchfeld ist eine der größten Ebenen sowie eines der trockensten Gebiete Österreichs. Der sehr fruchtbare Boden und das sonnige Klima machen es für die Landwirtschaft sehr attraktiv, weshalb das Marchfeld auch als die Korn- und Gemüsekammer Österreichs bezeichnet wird. Tatsächlich bietet die Region mit etwas weniger als 700 Betrieben die Nahrungsgrundlage für zigtausend Österreicher:innen und die größte zusammenhängende Ackerfläche Österreichs. 75% der Regionsfläche werden für die Landwirtschaft genutzt. Diese Anbaukonzentration ist auch durch ein gut ausgebautes Bewässerungsnetz, das technische Knowhow der Landwirt:innen und die Marktnähe zum großen Absatzraum Wien und Umgebung entstanden.

Landwirtschaften ist Wirtschaften nach den Ansprüchen des Marktes. Noch viel mehr ist es aber die überlebensnotwendige Bereitstellung von Lebensmitteln unter den Gesetzen von Mutter Natur. Der Schutz der Biodiversität ist mehr als eine Sonntagspredigt, in der praktischen Umsetzung oft von Ratlosigkeit auch in der akademischen Fachwelt begleitet. Tagespolitisches Kleingeld und buntbebildertes Marketing werden der Dimension der Frage nicht gerecht.”

Niemeczek & Schultes (2018): Vom Leben in der Region Marchfeld. S. 185.

Bei einem ersten Blick auf die Region würde man kaum vermuten, dass das Marchfeld auch einen Artenreichtum bietet, wie er in Österreich selten ist. Die verschiedenen Naturräume in der Region, von den feuchten Donau-Auen und Marchauen bis zu Flugsanden und Trockenrasen in den Sandbergen von Oberweiden, ist Lebensraum einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Das erste Naturschutzgebiets Österreichs, die Weikendorfer Remise, wurde 1927 im Marchfeld ausgewiesen. Seitdem sind zahlreiche weitere dazugekommen. Auch war das Marchfeld Schauplatz bedeutender Artenschutzprojekte: Ob schwere Großtrappe, Seeadler, Biber oder Europäische Sumpfschildkröte – sie alle verdanken ihren Bestand den Bemühungen des Naturschutzes in der Region.

Lage am Grünen Band Europa

Das Naturschutzprojekt Grünes Band Europa erstreckt sich von Norwegen bis in die Türkei. Dabei verläuft es auch durch Mitteleuropa, entlang der nördlichen und östlichen Grenze von Österreich und somit auch entlang des gesamten östlichen Randes des Marchfeldes. Dieser ehemalige Grenzstreifen des Kalten Krieges ist zu einem Rückzugsraum und Wanderkorridor vieler bedrohter Arten geworden, die sich darin nahezu ungestört entwickeln konnten. Der Erhalt dieser Arten und die barrierefreie Vernetzung verschiedener Gebiete sind die Hauptziele des Projekts, an dem 24 Staaten beteiligt sind. Bestehende Nationalparks und andere Schutzgebiete sollen in das System des Grünen Bands integriert werden, um die Wanderung von Tieren zwischen den einzelnen Habitaten zu ermöglichen und somit für einen genetischen Austausch zwischen den Populationen zu sorgen. 2004 gegründet, ist das Grüne Band Europa heute ein Biotopnetzwerk von globaler Bedeutung.

Projektübersicht

Um einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und Biodiversität in der Region zu leisten, entwickeln wir eine artenreiche Wildblumen-Saatgutmischung für Wildbienen und andere blütenbesuchende Insekten, die aus gebietseigenen Pflanzen der pannonischen Region besteht. Die Mischung soll einen Mehrwert für eine Vielzahl an Wildbienenarten darstellen. Ebenso sollen mehrere bestimmte Zielarten unter den Wildbienen gefördert werden. MSc Sabine Schoder und MSc Sylvia Wanzenböck, beide Mitglieder des Österreichischen Wildbienenrats, konzipieren den Inhalt der Saatgutmischung zusammen mit Dr. Bernhard Krautzer, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Kulturlandschaft der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein. Die Zertifizierung des Saatguts erfolgt durch das Gumpensteiner Herkunftszertifikat G-Zert.

In einem weiteren Schritt wollen wir interessierte Gruppen in der Anlage und Erhaltung von Blühflächen mit unserer regionalen Wildblumen-Saatgutmischung unterstützen. Wir sind bereits im intensiven Austausch mit lokalen Dialoggruppen und Stakeholdern, weitere Kooperationen sind in Anbahnung.

Projektstand

  1. Eine regionale, artenreiche Saatgutmischung speziell für die Wildbienen in der pannonischen Region Marchfeld:
  • Aktuell: Auswahl an Wildblumen in der Saatgutmischung und an Wildbienenarten, die durch das Projekt gefördert werden sollen
  • Vermehrung der ausgewählten Pflanzen in der Region, um ausreichend Saatgut von jeder Pflanzenart zur Verfügung zu haben (ca. 1-4 Jahre)
  • Verteilung der Saatgutmischung an interessierte Gruppen
  1. Anlage und Pflege von Blühflächen:
  • Austausch mit lokalen Dialoggruppen und Stakeholdern
  • Ausarbeitung von Finanzierungsoptionen für die Anlage und Pflege von Blühflächen durch den Bienenretterhonig
  • Eine Stakeholder-Veranstaltung mit praktischen Trainingsaspekten im Marchfeld zur Umsetzung hochwertiger Biodiversitätsflächen für Wildbienen
  • Anlage der ersten Blühflächen